Bei meiner Umrundung des Berzdorfer Sees am 04.03.2017 südlich von Görlitz in der Oberlausitz sind mir im Bereich des NSG "Rutschung" einige "Maiwürmer" aufgefallen, die am Wegrand ihren Weg suchten. "Im Märzen der Maiwurm...". Es handelt sich dabei aber nicht um einen "Wurm" wie vielleicht der Regenwurm oder der Spulwurm, der innerhalb mancher Zeitgenossen von uns sein meist sorgenfreies Leben lebt, sondern um einen in dieser Jahreszeit auffälligen Käfer, der immerhin fast 3 Zentimeter lang und - als Weibchen - auch ziemlich dick werden kann. Sein richtiger Name ist "Violetter Ölkäfer" oder - wissenschaftlich - Meloe violaceus.
Zu der Familie der Ölkäfer, von denen in Deutschland rund 30 Arten leben, gehört auch die "Spanische Fliege" (Lytta vesicatoria), die man besonders häufig südlich der Alpen findet und die, getrocknet und zu Pulver zerstoßen, bis vor nicht allzu langer Zeit noch in jeder besseren Apotheke zu haben war, um in geringer Menge die Manneskraft zu stärken oder in größerer Menge den Mann (bei Fehldosierung) oder die Schwiegermutter (mit Vorsatz) umzubringen (soll schon vorgekommen sein). Denn die "Spanische Fliege" enthält in großer Menge das Gift Cantharidin in einer Konzentration, bei der schon 30 mg zerstampfter Käfer oral eingenommen den sicheren Tod bedeuten können... Und auch unser "Maiwurm" enthält dieses Gift, wenn auch in bedeutend geringerer Menge. Es wird als ein Inhaltsstoff eines öligen Sekrets bei Anlass an dessen Kniegelenken ausgeschieden und soll genaugenommen potentiellen Fressfeinden gehörig den Appetit verderben. Wenn Sie also einmal vorsichtig einen solchen Käfer in die Hand nehmen - vorausgesetzt, Sie finden einen (März bis Mai ist die beste Zeit, um danach Ausschau zu halten) - dann achten Sie mal auf die Tröpfchen an seinen Beinen... Aber keinesfalls daran lecken!
Die adulten Käfer selbst sind reine Vegetarier, was für ihre vorangegangenen Entwicklungsstadien, wie ich noch berichten werden, beileibe nicht gilt. Sie können mehrere Wochen bis zu zwei Monate (Weibchen) alt werden. Nach der Paarung besteht die Lebensaufgabe des Weibchens nur noch im Fressen und Eier legen. Und gerade Letztere erzeugt sie in einer selbst für Insekten erstaunlichen Menge, nämlich bis zu 10000 in einem Schub (und die Eiablage erfolgt im Abstand von ca. 2 Wochen in jeweils mehreren Schüben!). Deshalb sind sie auch leicht durch ihren extrem aufgeblähten Hinterleib von den grazileren Männchen zu unterscheiden. Diese riesige Menge an Eiern ist auch dringend notwendig, um die Art zu erhalten. Denn es handelt sich bei den Ölkäfern um extrem spezialisierte Insekten mit einem hochinteressanten parasitären Lebenswandel, der sich über zwei lange Jahre erstreckt...
Bei der Eiablage gibt sich das Ölkäferweibchen keine sonderlich große Mühe. So wie es durch die Bodenvegetation krabbelt, verliert es ihre Eier entlang ihres Weges. Manchmal liegt sie auch eine größere Anzahl in Form eines Clusters ab, was deren Lebenschancen durchaus erhöht. Nicht aber dass daraus gleich kleine niedliche Käferlarven schlüpfen. Nein, sie müssen in Eiform (Größe ~ 1 mm) erst einmal den Sommer und den nächsten Winter überstehen, bevor sie dann im darauf folgenden Frühjahr in Form von sogenannten "Hakenlarven" schlüpfen. Ihre erste Aufgabe ist es, irgendeinen Blumenstängel zu erklimmen und oben, auf der Blüte, auf eine Wildbiene bestimmter Wildbienen- und Kuckkucksbienengattungen (Letztere biologisch auch ziemlich absonderliche Tierchen) zu warten. Sobald sich also eine Biene auf solch einer mit Hakenlarven besetzten Blüte niederlässt, wird sich die Ölkäferlarve an ihnen mit dem Vorsatz, in deren Bruthöhle zu gelangen, festkrallen. Ist die "Bruthöhle" ein "Bienenhaus", dann wars dass für die Larve. Bei Honigbienen hat sie keine Chancen, zu überleben. Im anderen Fall gelangt sie per Luftfracht in den gewünschten Wildbienenbau, wo fette Bienenlarven und eingetragene Pollen in Form einer Art von "Schlaraffenland" auf die Käferlarve warten. Dort angekommen, häutet sie sich und geht in das zweite Larvenstadium über, in dem es sich von den von den Mutterbienen zusammengesammelten Pollen-und Honigbrei ernährt. Nach weiteren Häutungsstadien frisst sie dann auch noch die besonders proteinreichen und nahrhaften Bienenlarven ganz und gar auf, um sich dann nach der 6. Häutung und nachdem sie den Bienenbau verlassen hat, in eine sogenannte Scheinpuppe zu verwandeln. Diese überwintert und im nächsten Frühjahr schlüpft daraus eine sogenannte "Tertiärlarve", die sich nun endgültig verpuppt und aus der dann - manchmal bereits Anfang März - der fertige Käfer schlüpft. Und genau solche Käfer habe ich am 04. März 2017 auf dem Weg durch das NSG "Rutschung" am Berzdorfer See südlich von Görlitz in der Oberlausitz beobachtet und fotografiert....
Weibchen mit durch Eier aufgedunsenen Hinterleib...
Vielen Dank für die interessante Lektüre über den Maiwurm .
AntwortenLöschenHabe diese gerade im Garten gefunden in Mecklenburg-Vorpommern. Beim Liebesakt! Fotos sind vorhanden.
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