Es ist frostig kalt, der Himmel blau und der Schnee liegt über 40 Zentimeter hoch - alles Gründe für den jährlichen Besuch der Feenhöhle oberhalb der Kirnitzsch im böhmischen Teil der "Sächsischen Schweiz"... (In Khaa bei der Duxmühle immer geradeaus, dann rechts über die Holzbrücke steil den durch Eisenketten gesicherten Felsensteig hinauf und an dessen Ende links in die Höhle hinabsteigen und staunen..., Taschenlampe ratsam)
Wer sich in dieser Gegend etwas auskennt, die sich durch tiefe Täler und hohe bizarre Sandsteinfelsen aus der Kreidezeit auszeichnet, weiß, dass es hier auch eine größere Zahl von Sandsteinüberhängen sowie Aushöhlungen gibt, in denen in der kalten Jahreszeit unter günstigen Bedingungen wunderbare Gebilde aus blanken Eis entstehen. Das können grazile Eiszapfen, aber auch meterlange Vorhänge aus Eis sein, die sich bei Frostwetter relativ schnell aus dem durch den porösen Sandstein sickernden Wasser bilden. Dort, wo sie am Felsen anhaften, befindet sich meistens ein Überhang oder der Sandstein wird durch Mergeleinlagerungen an dieser Stelle quasi wasserundurchlässig, so dass das Wasser nicht weiter durch den Sandstein diffundieren kann, sondern an der Schichtgrenze austreten muss. Riesige Gebilde aus aneinandergereihten meterlangen Eiszapfen sind dann das Ergebnis...
Die unregelmäßige, nach unten spitz zulaufende Form eines Eiszapfens ist das Resultat eines noch nicht in allen Einzelheiten verstandenen Wachstumsprozesses, der davon abhängt, wie viel Wasser von "oben" nach fließt oder direkt am Zapfen kondensiert. Auf diese Weise können sich vertikale Kämme und horizontale Rippen bilden, da die Zapfen interessanterweise sowohl in Länge als auch zur Seite wachsen. Berühren sie sich dann irgendwann einmal (immer im oberen Teil, da das Längenwachstum schneller vonstatten geht als das Breitenwachstum), verschmelzen sie und es entstehen u. U. massive Eisvorhänge, wie man sie ab und an auch an manchen Dachrinnen beobachten kann...
Geschieht die Eiszapfenbildung in einer Höhle wie in der genannten "Feenhöhle", dann kann man neben Eis-Stalagtiten auch sogenannte Eis-Stalagmiten finden. Zwar bezeichnen beide Begriffe zuallererst spezifische Sintergebilde in Tropfsteinhöhlen ("Tropfsteine"). Da die Entstehung dieser Eisgebilde aber weitgehend analog abläuft (nur bedeutend (!) schneller), kann man sie auch hier durchaus verwenden.
Da es den meisten Leuten schwer fällt, Stalagmiten und Stalaktiten auseinander zu halten - hier eine kleine Eselsbrücke: „Stalaktiten hängen runter, Stalagmiten stehen munter!“
Wachsen schließlich Eiszapfen von "oben" und Eiszapfen von "unten" zusammen, dann entsteht ein Gegenstück zur Tropfsteinsäule, der Stalagnat...
In der Feenhöhle kann man alle drei genannten Formen in unterschiedlicher Ausprägung bewundern, wobei die von unten nach oben wachsenden Stalagmiten bei weitem überwiegen.
Übrigens, ein Eis-Stalagmit und ein Eis-Stalaktit können durchaus an einem Tag um mehrere Zentimeter wachsen. Wenn man also - um bei der Feenhöhle im Khaa-Tal der Böhmischen Schweiz zu bleiben - solch eine Höhle im Abstand von einigen Tagen immer wieder besucht, dann kann man einen stetigen Wechsel von deren Eiskulisse beobachten.
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