Nur einer der kommunistischen „Führer“, der sich selbst „Genie der Karpaten“ nannte, aber ansonsten nur ein kleiner farbloser Beamter war, überlebte die friedlichen Revolutionen am Ende der 1980er Jahre nicht – der „Große Conducator“ Rumäniens - Nicolae Ceausescu (1918 bis 1989). Kurz zuvor wurde er von seinen Höflingen noch als „Titan der Titanen“, als „süßester Kuss der Heimaterde“, als „glorreiche Eiche aus Scornicesti“ und als „Licht, dass selbst die Sonne blendet“ umschleimt. Am Ende stand er mit seiner Frau Elena, der „liebenden Mutter der Nation“ und „Größten Wissenschaftlerin Rumäniens“ vor dem Erschießungskommando und konnte es gar nicht fassen, dass jetzt er, der zuvor noch auf sein eigenes Volk hat schießen lassen, nun selbst – nach einem standrechtlichen Schnellverfahren – erschossen wird.
Die Ironie der Geschichte liegt dabei darin, dass Ceausescu selbst noch unmittelbar davor das Dokument unterzeichnete, mit dem der nationale Ausnahmezustand ausgerufen wurde – und er auf diese Weise erst die rechtliche Grundlage für ein militärisches Schnellgericht schaffte, von dem er dann auch prompt angeklagt wurde. „Nicule, man ermordet uns? In unserem Rumänien?“ waren die letzten Worte Elenas an ihren Mann. „Unser Rumänien“ - es hatte jahrzehntelang gestimmt, aber nun war es vorbei. Und nur die wenigsten in Rumänien werden sich an diesen unappetitlichen „Führer“ an seinem Todestag, dem ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1989, erinnern wollen.
Im Volksmund wird Ceausescu übrigens nicht ohne Grund „Draculescu“ genannt, wobei in dem Namen Bram Strokers berühmte Romanfigur „Dracula“ enthalten ist. Und daran hat der kommunistische Diktator Rumäniens sogar selbst einen nicht unerheblichen Anteil, sah er sich doch in der Folge Vlad Tepes (Vlad II. Draculea, 1431-1477), den er zu einem Nationalhelden stilisieren ließ. Und dieser Vlad Tepes, der in Wirklichkeit Vlad Basarab hieß, war wiederum die geschichtliche Vorlage für Bram Strokers Roman „Dracula“. Dazu muss man folgendes über diesen wohl berühmtesten Wojewoden der Walachei wissen: „Tepes“ heißt „der Pfähler“ und „Draculea“ „Sohn des Drachen“. Den ersten Namen hat er erhalten, weil es seine Angewohnheit war, die in sein Land eingefallenen Osmanen – soweit sie ihm lebendig in die Hände fielen – zu „pfählen“. Diese spezielle Hinrichtungsart, die schon aus der Zeit des Hammurabi (um 1760 v. Chr.) bekannt ist, sollte die Kampfmoral des osmanischen Heeres untergraben und ihren weiteren Vormarsch in die christlichen Länder nördlich der Karpaten stoppen. So wird berichtet, dass Mehmet II. (1432-1481, der Eroberer Konstantinopels), im Jahre 1462 nach der erfolglosen Belagerung von Targoviste (Tergowisch) entlang einer Reihe von 20.000 gepfählten Türken abziehen musste.
Was das Umbringen seiner Feinde betraf, so entwickelte in dieser Beziehung „Vlad, der Pfähler“ eine besondere Leidenschaft. Am liebsten speiste er unter den Gepfählten, von Leichengeruch umweht und manchmal mit einen noch Lebenden small talk betreibend (der Todeskampf konnte bis zu 2 Tage dauern!). So legt ihm z. B. der rumänische Autor Marin Sorescu (1936-1996) in seinem Drama „Der dritte Pfahl“ Ceausescu-Zitate in den Mund, was erst relativ spät (nach dem Tod Sorescu’s) den Zensoren auffiel. Im Jahre 1477 wurde Vlad II. Draculea schließlich selbst getötet – wahrscheinlich bei Kampfhandlungen in der Nähe von Bukarest. Jedenfalls hat man ihm den Kopf abgeschlagen und, in Honig eingelegt, zum Sultan nach Konstantinopel gebracht, wo er eine Hauptattraktion bei der Siegesfeier werden sollte.
Aufgrund seiner Grausamkeit, aber auch deswegen, dass er gegen den Expansionsdrang des osmanischen Reiches in Richtung Zentraleuropa entscheidend Widerstand geleistet hat, wurde er schnell im Volk verklärt und später – da er angeblich zu Lebzeiten ab und an das Blut seiner Feinde getrunken haben soll – als ein „Vampir“ angesehen. Der „Vampirglaube“ selbst kam aber erst ca. 2 Jahrhunderte nach Vlad Tepes Tod‘ auf und hielt sich auf dem Balkan bis in das 20. Jahrhundert hinein, bis er dann langsam allgemeiner Bestandteil der Popkultur wurde.
Einen sehr guten Einstieg in das Genre des Vampirismus bietet übrigens der Film von Roman Polanski „Tanz der Vampire“ von 1967, den es anzusehen durchaus wieder einmal lohnt. Insbesondere die darin geäußerten Expertisen des berühmten Vampirforschers der Universität Königsberg, Prof. Abronsius, haben nichts an Aktualität verloren. Außerdem kann man in diesem Film die in einem Holzzuber badende Sharon Tate bewundern, die zwei Jahre nach Abschluss des Dreh‘s bekanntlich von der „Manson Family“ grausam ermordet wurde.
Der aufgeklärte Mensch weiß natürlich, dass es keine untoten „Vampire“ gegeben hat noch jemals geben wird.
Der gebildete Mensch weiß dagegen aber auch, dass es durchaus echte „Vampire“ gibt, die sich gänzlich unvegetarisch lediglich von Blut ernähren – nämlich die amerikanischen Vampirfledermäuse (Desmodontinae). Sie sind bei den Farmern nicht gern gesehen, da sie sich des Nachts auf Weidetiere niederlassen und ihnen kleine Wunden zufügen, aus denen Blut fließt, welches sie dann wiederum aufschlecken bzw. einsaugen. Ein Antigerinnungsmittel in ihrem Speichel verhindert, dass das Blut schnell gerinnt und ein „Narkosemittel“, dass das Tier (meist ein Rind) davon möglichst nichts bemerkt.
Von den drei bekannten Vampirfledermausarten fällt nur ab und an der „Gemeine Vampir“ auch mal einen Menschen an. Aber dass er ihn dabei gänzlich aussaugt, wie man es den untoten Vampiren a la Dracula nachsagt, ist natürlich eine Mär. Pro Mahlzeit nimmt eine derartige Fledermaus lediglich um die 20 Milliliter Blut auf (entspricht ungefähr dem Inhalt eines kleinen Hühnereis), welches es dann anschließend erst mal in Ruhe verdauen muss. Der Blutverlust, den Mensch und Nutztier durch Fledermausbesuche erleiden, ist deshalb relativ unbedenklich.
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