Die Erdhummel als Nagetier und der wollige Schweber im Frühling


-Die ersten Erdhummeln (Bombus terrestris) lassen sich ungefähr ab Ende März beobachten, wenn sie aus ihrem Winterschlaf erwacht sind und z. B. am Rande eines Laubwaldes die Blüten des Lerchensporns besuchen. Nur leider ist ihr Rüssel nicht gerade lang, um aus deren langen Kelch den süßen Nektar zu saugen. Aber eine Hummel mag zwar klein sein, aber dumm ist sie deswegen noch lange nicht. Sie nagt einfach ein Loch in das Ende des Blütenkelchs und kommt auf diese Weise problemlos an den süßen Saft. Schauen Sie sich einfach bei einer kleinen Frühlingswanderung einmal Lerchenspornblüten (oder auch die Blüten der Frühlings-Platterbse) etwas genauer an. Sie werden garantiert fündig werden und Blüten mit einem kleinen Loch im Kelch finden. 

Der Frühling ist eh eine gute Zeit, um einen lehrreichen Waldspaziergang zu unternehmen. Den Laubbäumen fehlen noch die Blätter und das Sonnenlicht kann problemlos den Waldboden erreichen. Es ist die Zeit der Frühlingsblüher gekommen. Für ein paar Wochen verwandelt sich der Waldboden in ein Blumenmeer und der Kenner kann Gelbe und Weiße Buschwindröschen, Leberblümchen, Bingelkraut, Haselwurz, Scharbockskraut, Goldsterne, eine Anzahl von Veilchenarten, Frühlings-Platterbsen, Schlüsselblumen, an feuchten Stellen Milzkraut und Sumpfdotterblumen sowie die eigenartige Schuppenwurz unterscheiden. 

Etwas später kommen noch große weiße Flecken mit Sternmieren hinzu, über die man oft Wollschweber wie winzige Kolibris in der Luft stehend sehen kann. Diese Insekten lohnt es sich einmal näher anzuschauen. Schon in der Luft erkennt man ihren extrem langen graden Rüssel, der fast die Länge des braunen, stark behaarten Rumpfes (ca. 8 – 12 mm) erreicht (sie können damit nicht stechen, also keine Angst). Weiterhin sind auch ihre ziemlich langen Beine (6 Stück, denn es sind ja keine Spinnen) auffällig, von denen sie vier im Flug nach hinten und zwei nach vorn strecken. Bei uns in Deutschland gibt es 34 unterschiedliche Arten, von denen der Kleine Wollschweber und der Große Wollschweber die am weitaus häufigsten sind. Sie sind in ihrem Flugverhalten so außergewöhnlich (in der Luft stehend, dann, wie im Sommer die Schwebfliegen, rasant ihren Standort wechseln…), dass man sie eigentlich kaum übersehen kann. Bevor sie diese Flugkünste ausführen können, haben diese Fliegen bereits eine interessante Entwicklung hinter sich gebracht. 

Nehmen wir z. B. den Großen Wollschweber, den man ab Anfang April auch gern an blühenden Salweiden (Weidenkätzchen!) antreffen kann. Er ist auf Vorkommen bestimmter Solitärbienen und Grabwespen angewiesen, in deren Larven wiederum „seine“ Larve eine Zeitlang parasitär lebt. Dazu legen die Wollschweberweibchen ihre Eier in der unmittelbaren Nähe von deren unterirdischen Bauten ab. Sobald die Wollschweberlarve schlüpft, wandert sie instinktiv in das nächste Brutnest einer solchen Wespe und beginnt dort, völlig ungefragt, erst einmal einen Teil von deren Nahrungsvorräten aufzufressen. Ab einer gewissen Größe macht sie sich dann auch noch, nun als reine Carnivore, über die Wespenlarven her. Nach mehreren Häutungen verpuppt sie sich schließlich in einer für Fliegen typischen tönnchenförmigen Puppe, überwintert und schlüpft im folgenden Frühjahr als reiner Veganer, der es nur noch auf den Nektar der Frühlingsblumen abgesehen hat. 

Sie sehen also, bei einem Frühlingsspaziergang durch die Natur gibt es viel Interessantes zu entdecken. Dazu gehören auch einige farbenprächtige Schmetterlinge, die in Art einer Kältestarre die Winterzeit überstanden haben und die nun das Blütenmeer durch bunte Farbtupfer ergänzen. Zu nennen ist hier das prächtige Tagpfauenauge, der Kleine und der selten gewordene Große Fuchs, der Trauermantel sowie der C-Falter, die sich gerne mit weit aufgeklappten Flügeln in der Sonne wärmen. Im April kommt dann noch der Aurorafalter, der Schwalbenschwanz und an warmen Stellen manchmal sogar noch der Segelfalter hinzu, die allesamt im Puppenstadium den Winter überdauerten. Ach so, den Zitronenfalter sollte ich natürlich auch noch erwähnen...

Aufnahme Werner Schorisch, Zittau





1 Kommentar:

  1. Wunderschöne Aufnahmen zum feinen Text, Mathias! Danke fürs Zeigen - DAS macht Naturbegeisterung! Und Du hast offenbar alle drei Arten der Wollschweber aufgenommen (Kleiner, Großer, Gefleckter). Perfekt! LGT

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