Gelöste und ungelöste Probleme der Katzenforschung


Wie jedermann weiß, tritt der Teufel bekanntlich oft in Tiergestalt auf, beispielsweise als scheinbar unterwürfiger Hund (quasi als des Pudels Kern) oder als schwarzer schnurrender Kater. 

Das führte übrigens dazu, dass heute so gut wie alle schwarzen Katzen einen mehr oder weniger großen weißen Halsfleck besitzen - so wie Mohrle oben.... Achten Sie einmal darauf! Und der Grund dafür ist eigentlich traurig und hat etwas mit menschlicher Dummheit sowie Darwinismus zu tun. Wenn man nämlich nach und nach die Träger eines phänotypischen Merkmals ausrottet (hier kohleschwarze Katzen), dann wird sich dieses phänotypische Merkmal auch nicht mehr in der Population halten können. Und im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit hielt man (vollkommen) schwarze Katzen für Gespielinnen von Hexen und des Teufels, und manchmal sogar für Satan selbst – und hat sie, soweit man ihrer habhaft werden konnte, umgebracht. 

Es ist überliefert, dass man sie in Weidenkörbe gesperrt und sogar mit oder ohne Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt hat. Lediglich schwarze Katzen, die nicht völlig schwarz waren, weil sie nämlich einen weißen Kehlfleck oder weiße Pfoten besaßen, entgingen diesem Schicksal. Man sprach in diesem Fall von weißem „Engelshaar“ – und nur solche Katzen blieben unbehelligt und konnten sich letztendlich fortpflanzen (man nennt das eine in Bezug auf das entsprechende phänotypische Merkmal positive Auslese). Deshalb besitzt heute fast jede schwarze Katze zumindest rudimentär einen solchen hellen Fleck (und manchmal auch weiße Pfoten). 

Während die "Höllenforschung", deren Hauptgegenstand der bereits erwähnte Teufel ist, zumindest im Abendland schon seit einiger Zeit einen gewissen Abschluss gefunden hat und kaum noch weiterverfolgt wird, kann man das von der „Katzenforschung“, deren wichtigster, aber nicht alleiniger Gegenstand die Hauskatze, gemeinhin „Stubentiger“ genannt, ist, nicht behaupten. Hier wartet noch viel Forschungsarbeit auf den Katzenforscher. Wenn ich dabei beispielsweise nur an meinen leider verschiedenen Kater Humpel denke, fallen mir gleich ein paar wichtige Forschungsthemen ein, auf die man zumindest einen Doktoranden (oder Doktorandin) ansetzen sollte. Als Erstes würde mich brennend interessieren, warum sich Katzen immer auf die Zeitung legen, die man gerade zu lesen gedenkt (oder auf die doch recht unbequeme Computertastatur just in dem Moment, wenn man am Computer oder Notebook arbeiten möchte). Oder warum manche Katzen alle paar Wochen ihren Lieblingsschlafplatz in der Wohnung wechseln. Auch die Frage einer Freundin von mir, warum Katzen, wenn sie sich schon einmal erbrechen müssen (keine Angst, dass ist bei Katzen ziemlich normal), das immer auf dem teuren Teppich tun und nur selten auf dem Parkett oder dem Steinfußboden. Das ist für den Katzenfreund eine Fragestellung von höchster praktischer Bedeutung, denn er ist es ja, der das Erbrochene wieder entfernen muss… 

Das eigentliche Rätsel der Hauskatze besteht aber in ihre Fähigkeit zu „schnurren“ – und trotz mittlerweile fast 200 jähriger Forschungstätigkeit zu diesem Thema gibt es immer noch keine wirklich befriedigende Antwort auf die Frage, wie sie das zustande bringt. Gerade diese niederfrequente Lautäußerung ist es ja, welche Katzen neben ihrer manchmal zugegebenermaßen ziemlich aufdringlichen Art (besonders wenn es ums Streicheln, Kraulen oder ums Futter geht) so sympathisch machen. Auf jeden Fall scheint diese Lautäußerung irgendwo in der Halsregion zu entstehen. Soweit sind sich die Forscher einig. So war es auch ziemlich folgerichtig, dass man zuerst einmal unter Nutzung diverser Schneidinstrumente genau an dieser Stelle mit wissenschaftlicher Neugierde einmal näher nachgeschaut hat. Das einzig wirklich sichere Ergebnis derartiger feinanatomischer Untersuchungen war jedoch nur die Erkenntnis, dass tote Katzen im Gegensatz zu Lebendigen nicht schnurren. 

Um 1960 kam es zu einem ersten bescheidenen Durchbruch in diesem wichtigen Forschungsgebiet und zwar Dank eines Hundes, der einer armen Katze die Gurgel durchgebissen hatte, wobei deren Kehlkopf stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die betroffene Katze lebte noch einige Wochen, da ein erfahrener Tierarzt ihre Atmung mittels eines Schlauches sichergestellt hatte. Sie war aber nicht mehr in der Lage, zu miauen. Am Schnurren hinderte sie dieser Schlauch aber keineswegs, wodurch empirisch bewiesen war, dass der Kehlkopf nicht an dieser speziellen Lautäußerung beteiligt sein kann. Was folgte, waren eine Anzahl unappetitlicher Versuche an lebendigen Katzen, über die ein wahrer Katzenliebhaber eigentlich nichts Genaueres wissen möchte, weshalb ich hier auch auf deren Beschreibung bewusst verzichte. Aber auch sie führten zu keiner genauen Lokalisierung des Schnurrapparats. Aber zumindest konnten als Zielrichtung für zukünftige Forschungen einige Hypothesen aufgestellt werden wie z. B. die „Zungenbein-Hypothese“ und die „Hypothese der falschen Stimmbänder“. 

Dass man der Erforschung dieses Phänomens, zu dem im Tierreich nur Arten aus der Familie Felidae fähig sind, durchaus als grundlegend für die biologischen Wissenschaften ansah, zeigt die im Jahre 2006 stattgefundene „12th International Conference on Low Frequency and Vibration and ist Control“, wo in einem unter Katzenforschern vielbeachteten Beitrag eine neue interessante These, zwar weniger um den „Ort“ als vielmehr um den „Zweck“ des Schnurrens, vorgetragen wurde. Die Sache ist aber reichlich kompliziert und auch für einen Laien nicht unbedingt einsichtig, weshalb sie hier auch nicht näher erörtert werden kann. Wer es trotzdem genauer wissen möchte, der sei auf das Studium der entsprechenden Fachaufsätze verwiesen.

Nur so viel, es hat etwas mit den sagenhaften Selbstheilungskräften von Katzen (d. h. deren „sieben Leben“) zu tun. Dabei führt uns der „Ausdruck“ „sieben Leben“ wieder in die Zeit des späten Mittelalters und der beginnenden Neuzeit zurück, wo die deutschen Lande von einem nur schwer erklärbaren Hexenwahn überrollt wurden. Damals erschlug und verbrannte man nicht nur schwarze Katzen, sondern warf sie auch manchmal von Kirchtürmen. Aufgrund dessen, dass die Katzen einen speziellen Reflex entwickelt haben, der sie in der Luft bei einem Sturz immer so drehen lässt, dass sie schließlich auf den Pfoten landen (sogenannter Stellreflex), überleben sie einen solchen Sturz aus großer Höhe oftmals zwar meist etwas benommen, aber ansonsten unbeschädigt oder nur leicht verletzt. Ein Mensch oder auch ein anderes Tier (soweit es sich nicht um einen Vogel handelt) würde sich dabei alle Knochen brechen und schon deswegen einen Sturz von einem Kirchturm kaum überleben. Die Menschen jener Zeit konnten sich diesen Effekt nicht erklären und nahmen deshalb an, dass der Teufel den Katzen sieben Leben gewährt...

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