Schmetterlinge im Mai

Der Mai ist nicht ohne Grund der Lieblingsmonat vieler Naturfreunde. Die Baumblüte verwandelt innerhalb weniger Tage die Landschaft in ein wahres Wunderland. Überall blüht es. An feuchten Wiesen kann man die Männchen des Aurorafalters (Anthocharis cardamines) mit seinen leuchtend orangenen Flügelspitzen beobachten. Man findet ihn allenthalben überall dort, wo es noch in größerer Mengen Wiesenschaumkraut gibt. Leider geht jedes Jahr ein beachtlicher Teil der Population beim Abmähen der Wiesen zugrunde. Auch den zierliche Senfweißling (Leptidea spec. – ein Artkomplex aus - wie man erst seit kurzem weiß – drei unterschiedlichen, jedoch am Habitus kaum unterscheidbarer Arten) – lässt sich in erster Generation den Mai über bei seinen Blütenbesuchen beobachten. Ein aufmerksamer Beobachter kann ihn schon an seinem Flugbild von den anderen Weißlingen, die ebenfalls im Mai unterwegs sind (Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae) und Rapsweißling (Pieris napi)), unterscheiden. 

An warmen Lehnen und auf freien Bergkuppen segeln sattgelbe Schwalbenschwänze (Papilio machaon) und manchmal die etwas blasseren Segelfalter (Iphiclides podalirius) in der Sonne. Da sie sich gerne auf dem Boden oder auf Blattwerk niederlassen, sind sie sehr dankbare Fotomotive. Mit etwas Glück kann man hier aber auch erste und meist stark abgeflogene Distelfalter und Admirale beobachten. Sie haben die erste Schönwetterperiode genutzt, um von jenseits der Alpen, z. B. aus Italien, über die nun schon schneefreien Alpenpässe nach Mitteleuropa zu wandern um hier eine neue Generation zu begründen, die uns dann im Hochsommer und Herbst erfreut. Denn Distelfalter und Admiral gehören zu der illustren Gruppe der Wanderfalter, über die ich irgendwann demnächst noch Näheres erzählen werde. 

Auch die ersten Dickkopffalter sind seit den letzten sonnigen Apriltagen unterwegs: so der Gelbwürfelige Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon), der sich gern auf Blattwerk sonnt, und der Dunkle Dickkopffalter (Erynnis tages), der sich genauso gern auf vegetationslose Wegstücke setzt. Man findet ihn an sonnigen trockenen Hängen mit möglichst spärlicher Vegetation, aber manchmal auch entlang von Feldwegen, die durch abwechslungsreiches Terrain führen. Das ist auch der Biotop des Malven-Dickkopffalters (Pyrgus malvae), der früher einmal sehr häufig war, aber heute schon vielfach verschwunden ist.

Gegen Ende des Monats bis in den Juni hinein blühen an sonnigen Lehnen häufig ganze „Polster“ von Pechnelken. Diese Stellen sollte man sich für einen Abendspaziergang vormerken. Denn Pechnelken werden ab beginnender Abenddämmerung von einer ganzen Anzahl von Nachtfaltern angeflogen. Hier sind besonders der Kleine und der Mittlere Weinschwärmer (Deilephila porcellus, Deilephila elpenor) (und mit viel Glück der Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina)) neben einer ganzen Anzahl von Eulenfaltern (beispielsweise Nelkeneulen der Gattung Hadena) zu nennen. 

Eine gute Methode ist es sich so auf den Hang zu legen, dass man die Pechnelkenblüten noch gut gegen den noch nicht völlig dunklen Himmel erkennen kann. Und dann wird es zumeist auch nicht lange dauern, und die ersten pfeilschnellen Schwärmer erscheinen mit ihren langen Rüsseln zum Nektar-Tanken im kolibriartigen Schwirrflug an den roten Blüten, deren langer Kelch wie für diese Schmetterlinge gemacht ist. Unter diesen Bedingungen zu guten Fotos zu gelangen, ist ohne Frage eine Herausforderung. Es gibt aber auch Eulenfalter und Spanner, die sich direkt auf den Blüten niederlassen. Sie kann man dann vergleichsweise einfach mittels Blitzlicht mit der Kamera einfangen.

Wenn Ende April bzw. im Mai die Apfelbäume in voller Blüte stehen, sollte man auch eine Exkursion in einen Buchenwald in Erwägung ziehen. Denn das ist die Zeit des Nagelflecks (Aglia tau), dessen grüne Raupen sich im Sommer von Buchenblättern ernähren. 

Die Männchen dieses relativ großen, zimtbraunen Spinners mit seinen markanten Augenflecken sind tagaktive rasante Flieger, die insbesondere in den Vormittagsstunden den Wald nach Weibchen absuchen, die im Gegensatz zu ihnen sehr flugträge sind und nur wenige Zentimeter an den Buchenstämmen heraufklettern. Die beste Zeit, nach ihnen zu suchen, sind die Nachmittagsstunden. Mit etwas Glück findet man dann an einem Baumstamm eine Kopula, die sich natürlich viel einfacher fotografieren lässt als ein Falter im wilden Flug…
 Landkärtchen im orangenen "Frühjahrskleid"
 Gelbwürfeliger Dickkopffalter
 Dunkler Dickkopffalter
 Segelfalter
 Schwalbenschwanz
 Weißes C
 Rapsweißling
 Admiral
Senfweißling
Mittlerer Weinschwärmer
Nagelfleck

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